Bild des Monats

Titel: Gato y mariposa
Maler: Marcelo Medina
Jahr: 2000
Material: Acryl auf Papier
Größe: 40x40


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Prinzipien der Klassifikation von Zeichen

Peirce's Zehn Zeichenklassen haben sich als Mittel zur Klassifikation von zeichen bewährt, aber sie waren nur ein erster Schritt; eine Erweiterung und Präzisierung dieses semiotischen Instrumentariums durch eine größere Anzahl von Zeichenklassen die aus einer entsprechend größeren Anzahl von Trichotomien entstehen sollten wurde bald nötig. Die von Max Bense zu diesem Zweck eingeführte Große Matrix wurde in den letzten Jahren von den Stuttgarter Semiotikern mehr oder weniger ausführlich behandelt. Wie ich bereits in anderen Arbeiten betonte (s. BOGARIN 1987 und BOGARIN 1991), herrst leider im Kreise der Stuttgarter Semiotiker noch keine Entscheidung darüber, wie mit Hilfe dieser neuen Matrix Zeichenklassen generiert werden sollten. Außerdem wurde die andere wichtige Alternative, die von Peirce erstellten Liste von zehn Trichotomien und 66 Zeichenklassen, in Stuttgart nicht sehr intensiv untersucht. Dagegen stehen wichtige Aufsätze wie die von WEISS & BURKS (1945), LEIB (1953), SANDERS (1970) und HOUSER (1991). Unabhängig davon, welchen Ansatz verfolgt wird, ist eine genaue Untersuchung der Prinzipien zur Bildung von Zeichenklassen unabdigbar. Im folgenden werden ich diese Prinzipien untersuchen und auf einige Schwierigkeiten aufmerksam machen, die selbst Peirce mit denen hatte.

In ihrem frühen und sehr wichtige Arbeit haben WEISS & BURKS (1945:384) fünf Regeln angegeben, die die Peirceschen Kategorien und die Bildung von Trichotomien und Zeichenklassen betreffen.

1. Es gibt drei Kategorien, mit denen alle Phänomene klassifiziert werden können: Ein Phänomen ist entweder eine Erstheit, oder eine Zweitheit oder eine Drittheit.

1. 2. 3.

2. Wir müssen zwischen dem Ersten, Zweiten und Dritten Korrelatum einer triadischen Relation unterscheiden.

Ein Zeichen als etwas, das für jemanden für etwas anderes steht, ist eine triadische Relation, eine Triade. Mit Hilfe von 1 und 2 erhält man drei Korrelaten oder Zeichenbezüge (divisions):

- das Zeichen als solches,
- das Zeichen in Relation zum Objekt und
- das Zeichen in Relation zur Interpretantion des Objekts.

Oder, in der Stuttgarter Bezeichnung: Mittel-, Objekt- und Interpretantenbezug.

3. Jedes Korrelatum kann seinerseits mit Hilfe der drei Kategorien unterteilt werden, es bildet eine dreigliedrige Einheit, eine Trichotomie.

Zeichen sind durch drei Trichotomien aufteilbar. Mit Hilfe von 2 und 3 werden die folgenden drei Trichotomien unterschieden:

Mittelbezug
Objektbezug
Interpretantenbezug
Erstheit
Qualizeichen
Icon
Rhema
Zweitheit
Sinzeichen
Index
Dicent
Drittheit
Legizeichen
Symbol
Argument

Tabelle 1: drei Trichotomien

4. Drittheiten haben zwei degenerierte Formen, Zweitheiten eine degenerierte Form.

Die Anwendung dieses Prinzips zu den drei Zeichenbezügen führt zu sechs Korrelaten: drei Interpretanten, Zwei Objekte und das Zeichenmittel (8.343). 1

1. Erstheit 1-1 Genuine Erstheit Das Zeichen selbst
2. Zweitheit 2-1 Degenerierte Zweitheit Unmittelbares Objekt
  2-2 Genuine Zweitheit Dynamisches Objekt
3. Drittheit 3-1 Degenerierte Drittheit Unmittelbarer Interpretant
  3-2 Degenerierte Drittheit Dynamischer Interpretant
  3-3 Genuine Drittheit Normaler Interpretant

Hinzu kommen folgende zweistellige Relationen:

R2(1-1, 2-2) bzw. (Zeichen selbst - dynamisches Objekt)
R2(1-1, 3-2) bzw. (Zeichen selbst - dynamischer Interpretant)
R2(1-1, 3-3) bzw. (Zeichen selbst - normaler Interpretant)

und die triadische Relation

R3(1-1, 2-2, 3-3) bzw. (Zeichen selbst - dynamisches Objekt - normaler Interpretant)

Dadurch gelangt Peirce zu den zehn Haupttrichotomien der Zeichen:

1. According to the Mode of Apprehension of the Sign itself,
(gemäß dem Modus der Erfassung des Zeichens selbst)
2. According to the Mode of Presentation of the Immediate Object,
(gemäß dem Präsentationsmodus des unmittelbaren Objekts)
3. According to the Mode of Being if the Dynamical Object,
(gemäß dem Seinsmodus des dynamischen Objekts)
4. According to the Relation of the Sign to its Dynamical Object,
gemäß der Relation des Zeichens zu seinem dynamischen Objekt)
5. According to the Mode of Presentation of the Immediate Interpretant,
(gemäß dem Präsentationtsmodus des unmittelbaren Interpretanten)
6. According to the Mode of Being of the Dynamical Interpretant,
(gemäß dem Seinsmodus des dynamischen Interpretanten)
7. According to the Relation of the Sign to the Dynamical Interpretant,
(gemäß der Relation des Zeichens zu seinem dynamischen Interpretanten)
8. According to the Nature of the Normal Interpretant,
(gemäß der Natur des normalen Interpretanten)
9. According to the Relation of the Sign to the Normal Interpretant,
(gemäß der Relation des Zeichens zu seinem normalen Interpretanten)
10. According to the Triadic Relation of the Sign to its Dynamic Object and to its Normal Interpretant.
(gemäß der triadische Relation des Zeichens zu seinem dynamischen Objekt und seinem normalen Interpretanten)

Tabelle 2: Zehn Haupteinteilungen der Zeichen

Nach Anwendung von Regel 3 entstehen aus diesen zehn Haupteinteilungen die zehn Trichotomien:

Trichotomien
Erstheit
Zweitheit
Drittheit
1. Modus der Erfassung des
Zeichens selbst
1.1
Qualizeichen
(Potizeichen)
1.2
Sinzeichen
(Aktizeichen)
1.3
Legizeichen
(Famizeichen)
2. Präsentationsmodus des unmittelbaren Objekts
2.1
deskriptiv
2.2
designativ
(denominativ)
2.3
kopulativ
3. Seinsmodus des
dynamischen Objekts
3.1
abstraktiv
3.2
konkretiv
3.3
kollektiv
4. Relation des Zeichens zu seinem dynamischen Objekt
4.1
Icon
4.2
Index
4.3
Symbol
5. Präsentationtsmodus des unmittelbaren Interpretanten
5.1
hypothetisch
5.2
kategorisch
5.3
relativ
6. Seinsmodus des
dynamischen Interpretanten
6.1
sympathetisch
6.2
schokierend
6.3
gewohnt
7. Relation des Zeichens zu seinem dynamischen Interpretanten
7.1
suggestiv
7.2
imperativ
7.3
indikativ
8. Natur des normalen Interpretanten
8.1
saturierend
8.2
praktisch
8.3
pragmatisch
9. Relation des Zeichens zu seinem normalen Interpretanten

9.1
Rhema
9.2
Dicent

9.3
Argument

10. Relation des Zeichens zu seinem dynamischen Objekt und seinem normalen Interpretanten
10.1
Sicherheit durch Instink
10.2
Sicherheit durch Erfahrung
10.3
Sicherheit durch Denken

Tabelle 3: Zehn Trichtomien

Die Schreibweise n.m bedeutet: m-te trichotomische Stufe der n-ten Trichotomie. Sie bezeichnet das, was Bense bei der Kombination von drei Trichotomien Subzeichen nannte, so daß hier entsprechend von n als Haupt- und von m als Stellenwert gesprochen werden kann. Z. B.: Das Subzeichen 7.2 ist die zweite Stufe (Zweitheit) der siebten Trichotomie, es ist ein Korrelat eines imperativen Zeichens.

5. Eine Erstheit determiniert nur eine Erstheit, eine Zweitheit determiniert eine Zweitheit oder (degeneriert) eine Erstheit, eine Drittheit determiniert eine Drittheit oder (degeneriert) eine Zweitheit oder eine Erstheit.

Die Anwendung dieser Regel auf die drei Trichotomien von Tabelle 1 füht zu zehn dreistelligen Zeichenklassen. Auf die zehn Trichotomien angewandt, erzeugt dieses Prinzip 66 zehnstellige Zeichenklassen.

Wie Weiss und Burks ausdrucklich betonen, sind die drei Trichotomien von Tabelle 1 ein Teil der zehn Trichotomien von Tabelle 3, und zwar sind sie hier die 1., 4. bzw. 9. Trichotomie. Bei dem Objektbezug handelt es sich danach um die dyadische Relation zwischen dem Zeichen selbst und seinem dynamischen Objekt; der Interpretantenbezug ist auch eine dyadische Relation: die des Zeichen selbst zu seinem normalen Interpretanten.

Aus diesen Überlegungen folgt: Die häufig aufgestellte Behauptung, der Interpretantenbezug sei eine triadische Relation oder er sei eine Drittheit ist falsch.2 Der normale Interpretant ist eine Drittheit, eine genuine Drittheit, aber er ist nur eines der zwei Korrelaten in einer zweistelligen Relation, die Interpretantenbezug heißt; der andere Korrelat ist das Zeichen selbst, eine Erstheit. Der Interpretantenbezug ist die zweistellige Relation zwischen einer Erstheit (dem Zeichen selbst) und einer Drittheit (dem normalen Interpretanten), er ist keine Relation M®O®I, sondern eine M®I. Ein Zeichen als triadische Relation zwischen Mittel-, Objekt- und Interpretantenbezug ist zwar eine Relation über Relationen, wie Bense sagt, aber nicht R(M, M®O, M®O®I) sondern R(M, M®O, M®I).
Die 66 Zeichenklassen umfassen und präsizieren zugleich sowohl die zehn Zeichenklassen, die aus drei Trichotomien entstehen, als auch die 28 Zeichenklassen, die aus 6 Trichotomien generiert werden.

Das Prinzip Nummer 5 sagt uns, daß eine Erstheit im Mittelbezug (Qualizeichen) nur mit einer Erstheit im Objektbezug kombiniert werden darf (Icon), eine Zweitheit des Mittelbezugs (Sinzeichen) dagegen entweder mit einer Zweitheit (Index) oder mit einer Erstheit im Objektbezug kombinierbar ist. Das Prinzip wirkt iterativ und bestimmt zugleich, daß ein Icon nur ein Rhema (Interpretantenbezug) sein kann usw. Entscheidend ist also die Trichotomie niedriegerer Stufe: Mittelbezug bestimmt Objektbezug, Objektbezug bestimmt Interpretantenbezug, schematisch dargestellt:

3.a 2.b 1.c mit a ≤ b ≤ c und a, b, c {1, 2, 3}

Bei drei Trichotomien gibt es keine Probleme, aber wie steht es mit vier oder mehr Trichotomien? Nun gut, wie Russell schon sagte, ein guter Formalismus denkt für uns: man nehme ein Element der ersten Trichotomie (Qualizeichen) wähle dazu ein Element der zweiten Trichotomie mit trichotomischer Stufe kleiner als oder gleiche wie die erste (deskriptiv) und fahre fort bist zur zehnten Trichotomie. Fertig ist die Zeichenklasse.

Der eben vorgestellte Algorithmus zur Erstellung von Zeichenklassen ist einfach, elegant und passt sehr gut in dem gesamten Gebäude der Peirceschen Semiotik; er ist aber nicht der einzige. Andere Methoden für die Anordnung der Subzeichen und die Erzeugung von Zeichenklassen wurden vorgeschlagen, von Peirce selbst und von Interpreten seiner Schriften.

Betrachten wir, wie Peirce in 8.353 bis 8.361 vorgeht. Er nimmt die ersten zwei Trichotomien, gemäß dem Modus der Erfassung des Zeichens selbst und gemäß dem Präsentationsmodus des unmittelbaren Objekts, und ordnet sie in eine 3x3-Matrix. Dann untersucht er jede der neun Dyaden und wählt die gültigen aus.

11·21 11·22 11·23
12·21 12·22 12·23
13·21 13·22 13·23

Tabelle 4: Dyaden nach Peirce

Peirce sagt, die Dyaden 12·21, 13·21 und 13·22 seien nicht möglich alle anderen (ich habe sie unterstrichen) aber möglich, das heißt wohlgeformt. Er zeigt, daß die Drittheit 23 eine genuine (13·23) und zwei degenerierte Formen (12·23 und 11·23) hat, und daß die Zweitheit 22 eine genuine (12·22) und eine degenerierte Stufe (11·22), die Erstheit 11 aber nur eine Stufe (11·11) aufweist. Dies wird deutlicher, wenn wir sie aus der Matrix herausnehmen:

1 2 3
11·21 11·22 11·23
  12·22 12·23
    13·23

Die sechs möglichen zweistelligen Klassen sind nach Peirce (8.361):

Deskriptives Potizeichen Denominatives Potizeichen Kopulatives Potizeichen
  Denominatives Aktizeichen Kopulatives Aktizeichen
    Kopulatives Famizeichen

Peirce selbst hat alle 66 Zeichenklassen nicht aufgelistet, aber nach dem oben formulierten Algorithmus -s. auch WEISS & BURKS 1945:388, HOUSER 1991:436-7 und BOGARÍN 1991: Anhang B- gibt es keine "denominative Potizeichen" (11·22) noch "kopulative Potizeichen" (11·23) noch "kopulative Aktizeichen" (12·23); usere Procedure erzeugt andererseits "deskriptive Aktizeichen" (12·21), "deskriptive Famizeichen (13·21) und "denominative Famizeichen" (13·22), die Peirce vorher als unmöglich charakterisiert hat. Wir habe es hier mit einer anderen Methode, Trichotomien bei der Generierung der Zeichenklassen anzuordnen.

Um uns klarheit zu verschaffen, sehen wir uns die von Peirce in 8.353-361 vorgestellte Prozedure näher an.Wir haben es hier mit zwei Trichotomien zu tun, deren Elemente paarweise miteinander in Dyaden kombiniert werden, und zwar so, daß die Elemente mit höherer trichotomischen Stufe (21, 22, 23) die mit niedrigerer Stufe (11, 12, 13) bestimmen. Mögliche Zeichenklassen haben die Form 1a·2b mit a ≤ b. In dieser Schreibweise haben wir also folgende Dyaden:

Peircesche Notation
Stuttgarter Schreibweise
11·21
2.1 1.1
11·22
2.2 1.1
12·22
2.2 1.2
11·23
2.3 1.1
12·23
2.3 1.2
13·23
2.3 1.3

Tabelle 5: Dyaden nach 8.352-63

Wenn wir das gleiche Schema auf 3 Trichotomien anwenden, das heißt

1a·2b·3c bzw. a b c mit a ≤ b ≤ c und a, b, c {1, 2, 3},

dann erhalten wir die folgenden triadischen Zeichenklassen:

Peircesche Notation
Stuttgarter Schreibweise
(8.353)
(8.376)
11·21·31
1 1 1
3.1 2.1 1.1
11·21·32
1 1 2
3.2 2.1 1.2
11·22·32
1 2 2
3.2 2.2 1.1
12·22·32
2 2 2
3.2 2.2 1.2
11·21·33
1 1 3
3.3 2.1 1.1
11·22·33
1 2 3
3.3 2.2 1.1
12·22·33
2 2 3
3.3 2.2 1.2
11·23·33
3 3 1
3.3 2.3 1.1
12·23·33
2 3 3
3.3 2.3 1.2
13·23·33
3 3 3
3.3 2.3 1.3

Tabelle 6: Triaden nach 8.352-63

Dies führt also zu sechs argumentische, drei dicentische und eine einzige rhematische Zeichenklasse, was die Peirceschen Angaben über Bildung von triadischen Zeichenklassen widerspricht. Er verwendete sonst für die Erzeugung von Zeichenklassen das Prinzip 5, hier aber, bei der Kombination der Elementen in Dyaden, benutzt er das Prinzip Nummer 4. Wenn wir dagegen Dyaden aus den zwei ersten Trichotomien der Haupteinteilung mit Hilfe des Schemas

1a·2b, mit a ≥ b und a,b {1, 2, 3}

bilden, dann sind die im folgenden unterstrichenen Kombinationen gültig:

11·21 11·22 11·23
12·21 12·22 12·23
13·21 13·22 13·23

Tabelle 7: Dyaden nach Prinzip 5

Das sind:

Deskriptives Potizeichen    
Deskriptives Aktizeichen Denominatives Aktizeichen  
Deskriptives Famizeichen Denominatives Famizeichen Kopulatives Famizeichen

Daß Peirce zwischen 1904 und 1908 verschiedene Konstruktionsschemata entwickelte, beweist sein Brief vom 23. Dezember 1908 an Lady Welby; dort behauptet er:

"Hence it follows from the Definition of a Sign that since the Dynamoid Object determines the Immediate Object, whicht determines the Sign itself, which determines the Destinate Interpretant, wich determines the Effective Interpretant, which determines the Explicit Interpretant the six trichotomies, instead of determining 729 classes of signs, as they would if they were independent, only yield 28 classes;..." (HARDWICK 1978:84)

Aus dieser erstaunliche Behauptung Peirces hat dann Lieb -konsequenterweise- eine ganz untypische Klassifikation der sechsstelligen Zeichenklassen abgeleitet.

Divisions nach Irwin C. Lieb, (HARDWICK 1978: 162-3):

3.
2.
1.
4.
5.
6.
3.
2.
1.
4.
5.
6.
(... 7. 8. 9. 10.)
1.
a
a
a
a
a
a
15.
c
c
b
a
a
a
2.
b
a
a
a
a
a
16.
c
c
b
b
a
a
3.
b
b
a
a
a
a
17.
c
c
b
b
b
a
4.
b
b
b
a
a
a
18.
c
c
b
b
b
b
5.
b
b
b
b
a
a
19.
c
c
c
a
a
a
6.
b
b
b
b
b
a
20.
c
c
c
b
a
a
5.
b
b
b
b
b
b
21.
c
c
c
b
b
a
8.
c
a
a
a
a
a
22.
c
c
c
b
b
b
9.
c
b
a
a
a
a
23.
c
c
c
c
a
a
10.
c
b
b
a
a
a
24.
c
c
c
c
b
a
11.
c
b
b
b
a
a
25.
c
c
c
c
b
b
12.
c
b
b
b
b
a
26.
c
c
c
c
c
a
13.
c
b
b
b
b
b
27.
c
c
c
c
c
b
14.
c
c
a
a
a
a
28.
c
c
c
c
c
c

Die dabei verwendeten Trichotomien sind:

3. Seinsmodus des dynamischen Objekts (abstraktiv, konkretiv, kollektiv)
2. Präsentationsmodus des unmittelbaren Objekts (descriptiv, designativ, kopulativ)
1. Modus der Erfassung des Zeichens selbst (Qualizeichen, Sinzeichen, Legizeichen)
4. Relation des Zeichens zu seinem dynamischen Objekt (Icon, Index, Symbol)
5. Präsentationtsmodus des unmittelbaren Interpretanten (hypothetisch, kategorisch, relativ)
6. Seinsmodus des dynamischen Interpretanten (sympathetisch, schokierend, gewohnt)

Lieb ist außerdem der Meinung, daß diese Anordnung der sechs Trichotomien bei der Erweiterung auf zehn beibehalten werden soll und die Trichotomien 7, 8, 9 und 10 einfach rechts, also nach dem Seinmodus des dynamischen Interpretanten dazu genommen werden sollen. So erhählt er für die 66 Zeichenklassen die folgende Reihe der Trichotomien:

3. 2. 1. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Von den vier Gründen, die er für dieses Schema angibt, ist sicherlich die oben zitierte Aussage von Peirce der stärkste. Formal gesehen ist diese Variation sehr schwach weil kompliziert, außerdem paßt sie nicht zum allgemein einfachen und eleganten Stil der Peircesche Semiotik.

Schluß

Zwischen den verschiedenen Alternativen, die man aus den Schriften Peirces lesen kann, scheint mir diejenige, die Weiss und Burks angegeben haben, als die beste. Sie führt zu einem sowohl formal als auch inhaltlich kohärenten System und ist mit der Stuttgarter Theorie voll kompatibel.

In Gegenteil zu Sanders ("the attempt to distinguish sixty-six classes may be ill advised") denke ich, daß die Zeit gekommen ist, sich mit dieser Klassifikation zu befassen und ihre praktische Verwendung anzustreben. Darin scheinen die neueren Peirce-Forscher einer Meinung zu sein, wie Beiträge in einigen Kongressen zeigen, z. B. die interessante Arbeit von Nathan Houser, Mitarbeiter des Peirce Edition Project.

Anmerkungen

1 Ich verwende hier die Notation 1-1, 2-1, 2-2, 3-1... im Sinne von Erstheit der Erstheit, Erstheit der Zweitheit, Zweitheit der Zweitheit, Erstheit der Drittheit usw.
2 Vgl. u. a. WALTHER 79: 50, 73, 80.

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BIBLIOGRAPHIE

BOGARIN (1987) Bogarín, Jorge. Drei, Zehn, Vierundzwanzigtausenddreihundertundzehn: ein Bericht über die Große Matrix. In: Semiosis, Heft 4, 48 (1987), 9-17.
BOGARIN (1991) Bogarín, Jorge. Über das Konstruieren von Zeichen und Realitäten: Die Forderung der Geordnetheit und ihre Verallgemeinerung auf n Trichotomien. In: Semiosis, Heft 1/2, 61/62 (1991), 15-32.
(CP B.PPP) Peirce, Charles Sanders. Collected Papers. I-VI, Hrsg. Charles Hartshorne und Paul Weiss, 1931-1935, 1960 (2.Aufl.) . VII-VIII, Hrsg. Arthur W. Burks, 1958.. Cambridge/Mass. : Harvard University Press, 1931-1958. (B = Band, P = Paragraph)
HARDWICK(1978) Hardwick, Charles S. (Ed.). Semiotic and Significs: The Correspondence between Charles Sander Peirce and Victoria Lady Welby. Bloomington; London: Indiana Univ. Press, 1978.
HOUSER (1990) Houser, Nathan. A Peircean classification of models. In: M. Anderson und F. Merrell (Hg.), On Semiotic Modeling, (1990), 431-439.
LIEB (1953) Lieb, Irwig C. Charles S. Peirce's Letters to Lady Welby. New Haven: Whitlock's Inc., 1953.
SANDERS (1970) Sanders, Gary. Peirce's Sixty-six Signs?. In: Transactions of the Charles S. Peirce Society, 6 (1970), 3-16.
WALTHER (1976) Walther, Elisabeth. Die Haupteinteilungen der Zeichen von C. S. Peirce. In: Semiosis, Heft 3, 3 (1976), 32-41.
WEISS & BURKS (1945) Weiss, Paul und Arthur Burks. Peirce's sixty-six signs. In: The Journal of Philosophy, Vol. XLII, 14 (1945), 383-388.