
Prinzipien
der Klassifikation von Zeichen
Peirce's Zehn Zeichenklassen haben sich als Mittel zur Klassifikation
von zeichen bewährt, aber sie waren nur ein erster Schritt;
eine Erweiterung und Präzisierung dieses semiotischen Instrumentariums
durch eine größere Anzahl von Zeichenklassen die aus
einer entsprechend größeren Anzahl von Trichotomien entstehen
sollten wurde bald nötig. Die von Max Bense zu diesem Zweck
eingeführte Große Matrix wurde in den letzten Jahren
von den Stuttgarter Semiotikern mehr oder weniger ausführlich
behandelt. Wie ich bereits in anderen Arbeiten betonte (s. BOGARIN
1987 und BOGARIN 1991), herrst leider im Kreise der Stuttgarter
Semiotiker noch keine Entscheidung darüber, wie mit Hilfe dieser
neuen Matrix Zeichenklassen generiert werden sollten. Außerdem
wurde die andere wichtige Alternative, die von Peirce erstellten
Liste von zehn Trichotomien und 66 Zeichenklassen, in Stuttgart
nicht sehr intensiv untersucht. Dagegen stehen wichtige Aufsätze
wie die von WEISS & BURKS (1945), LEIB (1953), SANDERS (1970)
und HOUSER (1991). Unabhängig davon, welchen Ansatz verfolgt
wird, ist eine genaue Untersuchung der Prinzipien zur Bildung von
Zeichenklassen unabdigbar. Im folgenden werden ich diese Prinzipien
untersuchen und auf einige Schwierigkeiten aufmerksam machen, die
selbst Peirce mit denen hatte.
In ihrem frühen und sehr wichtige Arbeit haben WEISS &
BURKS (1945:384) fünf Regeln angegeben, die die Peirceschen
Kategorien und die Bildung von Trichotomien und Zeichenklassen betreffen.
1. Es gibt drei Kategorien, mit denen alle
Phänomene klassifiziert werden können: Ein Phänomen
ist entweder eine Erstheit, oder eine Zweitheit oder eine Drittheit.
1. 2. 3.
2. Wir müssen zwischen dem Ersten, Zweiten
und Dritten Korrelatum einer triadischen Relation unterscheiden.
Ein Zeichen als etwas, das für jemanden für etwas anderes
steht, ist eine triadische Relation, eine Triade. Mit Hilfe von
1 und 2 erhält man drei Korrelaten oder Zeichenbezüge
(divisions):
- das Zeichen als solches,
- das Zeichen in Relation zum Objekt und
- das Zeichen in Relation zur Interpretantion des Objekts.
Oder, in der Stuttgarter Bezeichnung: Mittel-, Objekt- und Interpretantenbezug.
3. Jedes Korrelatum kann seinerseits
mit Hilfe der drei Kategorien unterteilt werden, es bildet eine
dreigliedrige Einheit, eine Trichotomie.
Zeichen sind durch drei Trichotomien aufteilbar. Mit Hilfe von
2 und 3 werden die folgenden drei Trichotomien unterschieden:
|
Mittelbezug
|
Objektbezug
|
Interpretantenbezug
|
Erstheit
|
Qualizeichen
|
Icon
|
Rhema
|
Zweitheit
|
Sinzeichen
|
Index
|
Dicent
|
Drittheit
|
Legizeichen
|
Symbol
|
Argument
|
Tabelle 1: drei Trichotomien
4. Drittheiten haben zwei degenerierte Formen,
Zweitheiten eine degenerierte Form.
Die Anwendung dieses Prinzips zu den drei Zeichenbezügen führt
zu sechs Korrelaten: drei Interpretanten, Zwei Objekte und das Zeichenmittel
(8.343). 1
1. Erstheit |
1-1 Genuine Erstheit |
Das Zeichen selbst |
2. Zweitheit |
2-1 Degenerierte Zweitheit |
Unmittelbares Objekt |
|
2-2 Genuine Zweitheit |
Dynamisches Objekt |
3. Drittheit |
3-1 Degenerierte Drittheit |
Unmittelbarer Interpretant |
|
3-2 Degenerierte Drittheit |
Dynamischer Interpretant |
|
3-3 Genuine Drittheit |
Normaler Interpretant |
Hinzu kommen folgende zweistellige Relationen:
R2(1-1, 2-2) bzw. (Zeichen
selbst - dynamisches Objekt)
R2(1-1, 3-2) bzw. (Zeichen selbst -
dynamischer Interpretant)
R2(1-1, 3-3) bzw. (Zeichen selbst -
normaler Interpretant)
und die triadische Relation
R3(1-1, 2-2, 3-3) bzw. (Zeichen selbst
- dynamisches Objekt - normaler Interpretant)
Dadurch gelangt Peirce zu den zehn Haupttrichotomien der Zeichen:
1. According to the Mode of Apprehension of the Sign itself,
(gemäß dem Modus der Erfassung des Zeichens selbst)
2. According to the Mode of Presentation of the Immediate Object,
(gemäß dem Präsentationsmodus des unmittelbaren
Objekts)
3. According to the Mode of Being if the Dynamical Object,
(gemäß dem Seinsmodus des dynamischen Objekts)
4. According to the Relation of the Sign to its Dynamical Object,
gemäß der Relation des Zeichens zu seinem dynamischen
Objekt)
5. According to the Mode of Presentation of the Immediate Interpretant,
(gemäß dem Präsentationtsmodus des unmittelbaren
Interpretanten)
6. According to the Mode of Being of the Dynamical Interpretant,
(gemäß dem Seinsmodus des dynamischen Interpretanten)
7. According to the Relation of the Sign to the Dynamical Interpretant,
(gemäß der Relation des Zeichens zu seinem dynamischen
Interpretanten)
8. According to the Nature of the Normal Interpretant,
(gemäß der Natur des normalen Interpretanten)
9. According to the Relation of the Sign to the Normal Interpretant,
(gemäß der Relation des Zeichens zu seinem normalen
Interpretanten)
10. According to the Triadic Relation of the Sign to its Dynamic
Object and to its Normal Interpretant.
(gemäß der triadische Relation des Zeichens zu seinem
dynamischen Objekt und seinem normalen Interpretanten)
Tabelle 2: Zehn Haupteinteilungen der Zeichen
Nach Anwendung von Regel 3 entstehen aus diesen zehn Haupteinteilungen
die zehn Trichotomien:
Trichotomien
|
Erstheit
|
Zweitheit
|
Drittheit
|
1. Modus der Erfassung des
Zeichens selbst
|
1.1
Qualizeichen
(Potizeichen)
|
1.2
Sinzeichen
(Aktizeichen)
|
1.3
Legizeichen
(Famizeichen)
|
2. Präsentationsmodus des unmittelbaren
Objekts
|
2.1
deskriptiv
|
2.2
designativ
(denominativ)
|
2.3
kopulativ
|
3. Seinsmodus des
dynamischen Objekts
|
3.1
abstraktiv
|
3.2
konkretiv
|
3.3
kollektiv
|
4. Relation des Zeichens zu seinem dynamischen
Objekt
|
4.1
Icon
|
4.2
Index
|
4.3
Symbol
|
5. Präsentationtsmodus des unmittelbaren
Interpretanten
|
5.1
hypothetisch
|
5.2
kategorisch
|
5.3
relativ
|
6. Seinsmodus des
dynamischen Interpretanten
|
6.1
sympathetisch
|
6.2
schokierend
|
6.3
gewohnt
|
7. Relation des Zeichens zu seinem dynamischen
Interpretanten
|
7.1
suggestiv
|
7.2
imperativ
|
7.3
indikativ
|
8. Natur des normalen Interpretanten
|
8.1
saturierend
|
8.2
praktisch
|
8.3
pragmatisch
|
9. Relation des Zeichens zu seinem normalen
Interpretanten
|
9.1
Rhema
|
9.2
Dicent
|
9.3
Argument
|
10. Relation des Zeichens zu seinem dynamischen Objekt und seinem
normalen Interpretanten |
10.1
Sicherheit durch Instink
|
10.2
Sicherheit durch Erfahrung
|
10.3
Sicherheit durch Denken
|
Tabelle 3: Zehn Trichtomien
Die Schreibweise n.m bedeutet: m-te trichotomische Stufe der n-ten
Trichotomie. Sie bezeichnet das, was Bense bei der Kombination von
drei Trichotomien Subzeichen nannte, so daß hier entsprechend
von n als Haupt- und von m als Stellenwert gesprochen werden kann.
Z. B.: Das Subzeichen 7.2 ist die zweite Stufe (Zweitheit) der siebten
Trichotomie, es ist ein Korrelat eines imperativen Zeichens.
5. Eine Erstheit determiniert nur eine
Erstheit, eine Zweitheit determiniert eine Zweitheit oder (degeneriert)
eine Erstheit, eine Drittheit determiniert eine Drittheit oder (degeneriert)
eine Zweitheit oder eine Erstheit.
Die Anwendung dieser Regel auf die drei Trichotomien von Tabelle
1 füht zu zehn dreistelligen Zeichenklassen. Auf die zehn Trichotomien
angewandt, erzeugt dieses Prinzip 66 zehnstellige Zeichenklassen.
Wie Weiss und Burks ausdrucklich betonen, sind die drei Trichotomien
von Tabelle 1 ein Teil der zehn Trichotomien von Tabelle 3, und
zwar sind sie hier die 1., 4. bzw. 9. Trichotomie. Bei dem Objektbezug
handelt es sich danach um die dyadische Relation zwischen dem Zeichen
selbst und seinem dynamischen Objekt; der Interpretantenbezug ist
auch eine dyadische Relation: die des Zeichen selbst zu seinem normalen
Interpretanten.
Aus diesen Überlegungen folgt: Die häufig aufgestellte
Behauptung, der Interpretantenbezug sei eine triadische Relation
oder er sei eine Drittheit ist falsch.2
Der normale Interpretant ist eine Drittheit, eine genuine Drittheit,
aber er ist nur eines der zwei Korrelaten in einer zweistelligen
Relation, die Interpretantenbezug heißt; der andere Korrelat
ist das Zeichen selbst, eine Erstheit. Der Interpretantenbezug ist
die zweistellige Relation zwischen einer Erstheit (dem Zeichen selbst)
und einer Drittheit (dem normalen Interpretanten), er ist keine
Relation M®O®I,
sondern eine M®I. Ein Zeichen als
triadische Relation zwischen Mittel-, Objekt- und Interpretantenbezug
ist zwar eine Relation über Relationen, wie Bense sagt, aber
nicht R(M, M®O, M®O®I)
sondern R(M, M®O, M®I).
Die 66 Zeichenklassen umfassen und präsizieren zugleich sowohl
die zehn Zeichenklassen, die aus drei Trichotomien entstehen, als
auch die 28 Zeichenklassen, die aus 6 Trichotomien generiert werden.
Das Prinzip Nummer 5 sagt uns, daß eine Erstheit im Mittelbezug
(Qualizeichen) nur mit einer Erstheit im Objektbezug kombiniert
werden darf (Icon), eine Zweitheit des Mittelbezugs (Sinzeichen)
dagegen entweder mit einer Zweitheit (Index) oder mit einer Erstheit
im Objektbezug kombinierbar ist. Das Prinzip wirkt iterativ und
bestimmt zugleich, daß ein Icon nur ein Rhema (Interpretantenbezug)
sein kann usw. Entscheidend ist also die Trichotomie niedriegerer
Stufe: Mittelbezug bestimmt Objektbezug, Objektbezug bestimmt Interpretantenbezug,
schematisch dargestellt:
3.a 2.b 1.c mit a ≤ b ≤ c und a, b,
c ∈ {1, 2, 3}
Bei drei Trichotomien gibt es keine Probleme, aber wie steht es
mit vier oder mehr Trichotomien? Nun gut, wie Russell schon sagte,
ein guter Formalismus denkt für uns: man nehme ein Element
der ersten Trichotomie (Qualizeichen) wähle dazu ein Element
der zweiten Trichotomie mit trichotomischer Stufe kleiner als oder
gleiche wie die erste (deskriptiv) und fahre fort bist zur zehnten
Trichotomie. Fertig ist die Zeichenklasse.
Der eben vorgestellte Algorithmus zur Erstellung von Zeichenklassen
ist einfach, elegant und passt sehr gut in dem gesamten Gebäude
der Peirceschen Semiotik; er ist aber nicht der einzige. Andere
Methoden für die Anordnung der Subzeichen und die Erzeugung
von Zeichenklassen wurden vorgeschlagen, von Peirce selbst und von
Interpreten seiner Schriften.
Betrachten wir, wie Peirce in 8.353 bis 8.361 vorgeht. Er nimmt
die ersten zwei Trichotomien, gemäß dem Modus der
Erfassung des Zeichens selbst und gemäß dem Präsentationsmodus
des unmittelbaren Objekts, und ordnet sie in eine 3x3-Matrix.
Dann untersucht er jede der neun Dyaden und wählt die gültigen
aus.
11·21 11·22 11·23
12·21 12·22 12·23
13·21 13·22 13·23
Tabelle 4: Dyaden nach Peirce
Peirce sagt, die Dyaden 12·21, 13·21 und 13·22
seien nicht möglich alle anderen (ich habe sie unterstrichen)
aber möglich, das heißt wohlgeformt. Er zeigt, daß
die Drittheit 23 eine genuine (13·23) und zwei degenerierte
Formen (12·23 und 11·23) hat, und daß die Zweitheit
22 eine genuine (12·22) und eine degenerierte Stufe (11·22),
die Erstheit 11 aber nur eine Stufe (11·11) aufweist. Dies
wird deutlicher, wenn wir sie aus der Matrix herausnehmen:
1 |
2 |
3 |
11·21 |
11·22 |
11·23 |
|
12·22 |
12·23 |
|
|
13·23 |
Die sechs möglichen zweistelligen Klassen sind nach Peirce
(8.361):
Deskriptives Potizeichen |
Denominatives Potizeichen |
Kopulatives Potizeichen |
|
Denominatives Aktizeichen |
Kopulatives Aktizeichen |
|
|
Kopulatives Famizeichen |
Peirce selbst hat alle 66 Zeichenklassen nicht aufgelistet, aber
nach dem oben formulierten Algorithmus -s. auch WEISS & BURKS
1945:388, HOUSER 1991:436-7 und BOGARÍN 1991: Anhang B- gibt
es keine "denominative Potizeichen" (11·22) noch
"kopulative Potizeichen" (11·23) noch "kopulative
Aktizeichen" (12·23); usere Procedure erzeugt andererseits
"deskriptive Aktizeichen" (12·21), "deskriptive
Famizeichen (13·21) und "denominative Famizeichen"
(13·22), die Peirce vorher als unmöglich charakterisiert
hat. Wir habe es hier mit einer anderen Methode, Trichotomien bei
der Generierung der Zeichenklassen anzuordnen.
Um uns klarheit zu verschaffen, sehen wir uns die
von Peirce in 8.353-361 vorgestellte Prozedure näher an.Wir
haben es hier mit zwei Trichotomien zu tun, deren Elemente paarweise
miteinander in Dyaden kombiniert werden, und zwar so, daß
die Elemente mit höherer trichotomischen Stufe (21, 22, 23)
die mit niedrigerer Stufe (11, 12, 13) bestimmen. Mögliche
Zeichenklassen haben die Form 1a·2b mit a ≤ b. In dieser
Schreibweise haben wir also folgende Dyaden:
Peircesche Notation
|
Stuttgarter Schreibweise
|
11·21
|
2.1 1.1
|
11·22
|
2.2 1.1
|
12·22
|
2.2 1.2
|
11·23
|
2.3 1.1
|
12·23
|
2.3 1.2
|
13·23
|
2.3 1.3
|
Tabelle 5: Dyaden nach 8.352-63
Wenn wir das gleiche Schema auf 3 Trichotomien anwenden, das heißt
1a·2b·3c bzw. a b c mit a
≤ b ≤ c und a, b, c ∈
{1, 2, 3},
dann erhalten wir die folgenden triadischen Zeichenklassen:
Peircesche Notation
|
Stuttgarter Schreibweise
|
(8.353)
|
(8.376)
|
|
11·21·31
|
1 1 1
|
3.1 2.1 1.1
|
11·21·32
|
1 1 2
|
3.2 2.1 1.2
|
11·22·32
|
1 2 2
|
3.2 2.2 1.1
|
12·22·32
|
2 2 2
|
3.2 2.2 1.2
|
11·21·33
|
1 1 3
|
3.3 2.1 1.1
|
11·22·33
|
1 2 3
|
3.3 2.2 1.1
|
12·22·33
|
2 2 3
|
3.3 2.2 1.2
|
11·23·33
|
3 3 1
|
3.3 2.3 1.1
|
12·23·33
|
2 3 3
|
3.3 2.3 1.2
|
13·23·33
|
3 3 3
|
3.3 2.3 1.3
|
Tabelle 6: Triaden nach 8.352-63
Dies führt also zu sechs argumentische, drei dicentische und
eine einzige rhematische Zeichenklasse, was die Peirceschen Angaben
über Bildung von triadischen Zeichenklassen widerspricht. Er
verwendete sonst für die Erzeugung von Zeichenklassen das Prinzip
5, hier aber, bei der Kombination der Elementen in Dyaden, benutzt
er das Prinzip Nummer 4. Wenn wir dagegen Dyaden aus den zwei ersten
Trichotomien der Haupteinteilung mit Hilfe des Schemas
1a·2b, mit a ≥ b und a,b ∈
{1, 2, 3}
bilden, dann sind die im folgenden unterstrichenen Kombinationen
gültig:
11·21 11·22 11·23
12·21 12·22 12·23
13·21 13·22 13·23
Tabelle 7: Dyaden nach Prinzip 5
Das sind:
Deskriptives Potizeichen |
|
|
Deskriptives Aktizeichen |
Denominatives Aktizeichen |
|
Deskriptives Famizeichen |
Denominatives Famizeichen |
Kopulatives Famizeichen |
Daß Peirce zwischen 1904 und 1908 verschiedene Konstruktionsschemata
entwickelte, beweist sein Brief vom 23. Dezember 1908 an Lady Welby;
dort behauptet er:
"Hence it follows from the Definition
of a Sign that since the Dynamoid Object determines the Immediate
Object, whicht determines the Sign itself, which determines the
Destinate Interpretant, wich determines the Effective Interpretant,
which determines the Explicit Interpretant the six trichotomies,
instead of determining 729 classes of signs, as they would if
they were independent, only yield 28 classes;..." (HARDWICK
1978:84)
Aus dieser erstaunliche Behauptung Peirces hat dann Lieb -konsequenterweise-
eine ganz untypische Klassifikation der sechsstelligen Zeichenklassen
abgeleitet.
Divisions nach Irwin C. Lieb, (HARDWICK 1978: 162-3):
|
3.
|
2.
|
1.
|
4.
|
5.
|
6.
|
|
3.
|
2.
|
1.
|
4.
|
5.
|
6.
|
(... 7. 8. 9. 10.)
|
1.
|
a
|
a
|
a
|
a
|
a
|
a
|
15.
|
c
|
c
|
b
|
a
|
a
|
a
|
|
2.
|
b
|
a
|
a
|
a
|
a
|
a
|
16.
|
c
|
c
|
b
|
b
|
a
|
a
|
|
3.
|
b
|
b
|
a
|
a
|
a
|
a
|
17.
|
c
|
c
|
b
|
b
|
b
|
a
|
|
4.
|
b
|
b
|
b
|
a
|
a
|
a
|
18.
|
c
|
c
|
b
|
b
|
b
|
b
|
|
5.
|
b
|
b
|
b
|
b
|
a
|
a
|
19.
|
c
|
c
|
c
|
a
|
a
|
a
|
|
6.
|
b
|
b
|
b
|
b
|
b
|
a
|
20.
|
c
|
c
|
c
|
b
|
a
|
a
|
|
5.
|
b
|
b
|
b
|
b
|
b
|
b
|
21.
|
c
|
c
|
c
|
b
|
b
|
a
|
|
8.
|
c
|
a
|
a
|
a
|
a
|
a
|
22.
|
c
|
c
|
c
|
b
|
b
|
b
|
|
9.
|
c
|
b
|
a
|
a
|
a
|
a
|
23.
|
c
|
c
|
c
|
c
|
a
|
a
|
|
10.
|
c
|
b
|
b
|
a
|
a
|
a
|
24.
|
c
|
c
|
c
|
c
|
b
|
a
|
|
11.
|
c
|
b
|
b
|
b
|
a
|
a
|
25.
|
c
|
c
|
c
|
c
|
b
|
b
|
|
12.
|
c
|
b
|
b
|
b
|
b
|
a
|
26.
|
c
|
c
|
c
|
c
|
c
|
a
|
|
13.
|
c
|
b
|
b
|
b
|
b
|
b
|
27.
|
c
|
c
|
c
|
c
|
c
|
b
|
|
14.
|
c
|
c
|
a
|
a
|
a
|
a
|
28.
|
c
|
c
|
c
|
c
|
c
|
c
|
|
Die dabei verwendeten Trichotomien sind:
3. Seinsmodus des dynamischen Objekts (abstraktiv, konkretiv,
kollektiv)
2. Präsentationsmodus des unmittelbaren Objekts (descriptiv,
designativ, kopulativ)
1. Modus der Erfassung des Zeichens selbst (Qualizeichen, Sinzeichen,
Legizeichen)
4. Relation des Zeichens zu seinem dynamischen Objekt (Icon, Index,
Symbol)
5. Präsentationtsmodus des unmittelbaren Interpretanten (hypothetisch,
kategorisch, relativ)
6. Seinsmodus des dynamischen Interpretanten (sympathetisch, schokierend,
gewohnt)
Lieb ist außerdem der Meinung, daß diese Anordnung
der sechs Trichotomien bei der Erweiterung auf zehn beibehalten
werden soll und die Trichotomien 7, 8, 9 und 10 einfach rechts,
also nach dem Seinmodus des dynamischen Interpretanten dazu genommen
werden sollen. So erhählt er für die 66 Zeichenklassen
die folgende Reihe der Trichotomien:
3. 2. 1. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Von den vier Gründen, die er für dieses Schema angibt,
ist sicherlich die oben zitierte Aussage von Peirce der stärkste.
Formal gesehen ist diese Variation sehr schwach weil kompliziert,
außerdem paßt sie nicht zum allgemein einfachen und
eleganten Stil der Peircesche Semiotik.
Schluß
Zwischen den verschiedenen Alternativen, die man aus den Schriften
Peirces lesen kann, scheint mir diejenige, die Weiss und Burks angegeben
haben, als die beste. Sie führt zu einem sowohl formal als
auch inhaltlich kohärenten System und ist mit der Stuttgarter
Theorie voll kompatibel.
In Gegenteil zu Sanders ("the attempt to distinguish sixty-six
classes may be ill advised") denke ich, daß die Zeit
gekommen ist, sich mit dieser Klassifikation zu befassen und ihre
praktische Verwendung anzustreben. Darin scheinen die neueren Peirce-Forscher
einer Meinung zu sein, wie Beiträge in einigen Kongressen zeigen,
z. B. die interessante Arbeit von Nathan Houser, Mitarbeiter des
Peirce Edition Project.
Anmerkungen
1 Ich verwende hier die Notation 1-1, 2-1, 2-2,
3-1... im Sinne von Erstheit der Erstheit, Erstheit der Zweitheit,
Zweitheit der Zweitheit, Erstheit der Drittheit usw.
2 Vgl. u. a. WALTHER 79: 50, 73, 80.
nach
oben
BIBLIOGRAPHIE
BOGARIN (1987) Bogarín, Jorge. Drei, Zehn, Vierundzwanzigtausenddreihundertundzehn:
ein Bericht über die Große Matrix. In: Semiosis, Heft
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und ihre Verallgemeinerung auf n Trichotomien. In: Semiosis, Heft
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Charles Hartshorne und Paul Weiss, 1931-1935, 1960 (2.Aufl.) . VII-VIII,
Hrsg. Arthur W. Burks, 1958.. Cambridge/Mass. : Harvard University
Press, 1931-1958. (B = Band, P = Paragraph)
HARDWICK(1978) Hardwick, Charles S. (Ed.). Semiotic and Significs:
The Correspondence between Charles Sander Peirce and Victoria Lady
Welby. Bloomington; London: Indiana Univ. Press, 1978.
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WALTHER (1976) Walther, Elisabeth. Die Haupteinteilungen der Zeichen
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WEISS & BURKS (1945) Weiss, Paul und Arthur Burks. Peirce's
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